Humanismus und Interkulturalität – Ansätze zur Neubetrachtung des Menschen im Zeitalter der Globalisierung

Mohamed Turki diskutiert intensiv inhaltliche Aspekte des Begriffs Humanismus aus einer außereuropäischen Perspektive. Er skizziert die Genealogie des Begriffs zwischen Römerzeit und der Renaissance und seiner weiteren Entwicklung bis in das 20. Jahrhundert. Es wird gezeigt, dass auch im arabischen Raum die Frage nach Humanismus von großen Philosophen reflektiert wurde. Das interessante ist: Es gibt gar keine autonome, abgegrenzte, europäische philosophische Entwicklung und damit Geschichte. Die europäische Aufklärung hat sich nicht aus sich selbst geschaffen. Die Grundlage bilden die griechischen Philosophen, die von Arabern – die lateinische Namen bekamen – übersetzt wurden. Hier zu nennen sind insbesondere Ibn Sina (Avicienna) und Ibn Rushd (Avarroes), deren philosophische Bedeutungen u.a. von Ernst Bloch erkannt wurde.

Mohamed Turki stellt diese – in der europäischen Philosophie und ihren Debatten – meist ungekannten Gelehrten vor, die Wegbereiter für den Humanismus waren. Al Farabi (870 – 950) wurde zweiter Meister nach Aristoteles genannt. So entstanden die ersten Universitäten in Europa des XI. Jahrhunderts in Verbindung zu islamischen Lehrinstituten. „Die Berührung des Abendlandes mit islamischem Kulturgut fand auf verschiedenen Ebenen statt: „In Seefahrt, Entwicklung der Städte und des Handels, Baukunst, Dichtung, Geographie und andere Wissenschaften verdankt Europa dieser Berührung vielfältige Anregungen. In der Philosophie entspricht dem eine enge Berührung christlicher Gedanken mit nichtchristlichen, ja antichristlichen Denkern und Denksystemen.““ (H.J. Störig zit. n. Turki 2015:79f) Der arabisch-islamische Humanismus fand seine Blüte im 10. Jahrhundert n.u.Z. Mit der Inquisition 1492 wurde der intellektuelle Austausch zerstört. Muslime und Juden wurden von der iberischen Halbinsel und aus Europa vertrieben oder zwangschristianisiert. Leon Feuchtwanger hat in seinem Roman „Die Jüdin von Toledo“ diese Tragödie vor dem Vergessen bewahrt.

Humanismus und Interkulturalität

Mohamed Turki
Hamouda Verlag

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